Die, Frau welche unverhofft eine Drachenhebamme geworden war, lag an einem kalten Februarabend in der Badewanne. Draussen war es dunkel und es schneite leicht. Sie genoss die wohlige Wärme im Wasser, welches liebevoll ihre Haut umspülte. Sie schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief ein und aus. 

Auf einmal sass ihr gegenüber auf dem Sims der Badewanne ein etwa 30cm grosser dunkelblauer Wasserdrache. Er schaute sie verschmitzt an und spritzte sie mit ein paar Wassertropfen frech an. 

«Hey», sagte die Frau, «was soll das?», und spritze zurück. 
Der kleine Drache gluckste vor Freude, tauchte ins Wasser und kam kurz vor dem Gesicht der Frau wieder zum Vorschein. 
«Ich wünsche mir nichts mehr, als von dir gesegnet zu werden», sagte er.
 «Warum denn ausgerechnet von mir?», wollte die Frau wissen.

 «Weil du als Mensch geboren wurdest und ihr Menschen einen freien Willen habt. Ihr Menschen seid mit dem Hellen und Dunklen gleichermassen verbunden.»
«Ich weiss doch gar nicht wie das geht», erwiderte die Frau.
 «Versuch es einfach, du kannst das bestimmt.»

Na schön. Es kann nicht schaden, dachte die Frau. 

«Ich segne diesen vorwitzigen kleinen Wasserdrachen mit der Kraft meines Herzens, welches das Helle und das Dunkle kennt, aus der Verbundenheit mit den höchsten Ebenen des golden göttlichen Lichts. Möge sein Leben und Wirken allen Lebewesen im gesamten Universum dienen.»

Der kleine Drache lächelte vor Freude und schaute sie mit treuherzigen liebevollen Augen an. 

Da verwandelte sich die Badewanne in helles Licht und die Frau wusste nicht mehr, wo sie war. Die ganze Badewanne wurde wie in einem Lift nach oben gezogen und sie stand in weissen, wallenden Gewändern auf einer Frühlingswiese. 

Da kam ihr ihr Einhorn Saphira entgegen, dessen Horn heute türkis leuchtete. Die Frau sollte aufsteigen und gemeinsam ritten sei durch die blühende Landschaft, bis sie zu einem Tempel kamen vor dem Engelfürst Jeremiel stand. Er schaute der Frau tief in die Augen, legte seine Hand auf sein Herz und legte dann dieselbe Hand auf das Herz der Frau 

«Willkommen grosse Seele», sagte er und schaute sie lange an. Dann überreichte er ihr eine blaue Kugel. Die blaue Kugel war verschmutzt und strahlte kein Licht aus. Die Frau war ein bisschen erschrocken und fragte was sie mit dieser blauen Kugel zu tun hätte.
«Das musst du selbst herausfinden, wisse jedoch, dass dies deine Aufgabe ist», antwortet Engelfürst Jeremiel mit tiefer warmer und Geborgenheit spendender Stimme. Er wurde immer heller und heller und war schliesslich nicht mehr wahrnehmbar für die Frau. 

Die Frau schaute ihr Einhorn Saphira fragend an, doch dieses wusste auch keine Antwort. 

Sie legte sich unter einem Apfelbaum zum Schlafen und als sie wieder aufwachte spürte sie, wie ein kleiner Diamant aus ihrer Stirn zu leuchten begann. Eine dunkle warme Präsenz umgab sie. Sie schaute um sich und sah einen riesigen Drachen neben sich ruhig atmen. Die blaue Kugel lag immer noch in ihrem Schoss. Sie schien bereits ein bisschen weniger schmutzig zu sein und schwach zu leuchten. 

Sie spürte das grosse Drachenatmen. Sie legte ihre Hand auf seinen Bauch und der Drache begann zu grummeln: 

«Ich zerstöre, um wieder aufzubauen.»

Die Frau hielt vor Ehrfurcht den Atem an. Mit so einem grossen furchteinflössenden Drachen hatte sie noch nie zu tun gehabt. Sie wollte so Vieles wissen und fragen, doch der Drache machte keinen Wank mehr. 

Sie atmetet weiter. Ruhig und im Einklang mit dem Drachen hielt sie ihre Hand auf seinen Bauch. Als sie so atmete, wurde die Kugel immer heller und heller und schliesslich schimmerte sie in einem durchsichtigen Blau. Sie konnte in der Kugel Mama Gaia erkennen. Sie sah, wie alle Lebewesen auf und in ihr verbunden durch das heilige Wasser miteinander in Gleichklang, Harmonie und Wohlwollen lebten. 

«So wird das wahrlich und wahrhaftig sein», grummelte der riesige Drache. «Die Kraft der Träumerin ist in dir und diese Kraft wird Mama Gaia in neuem Licht und Glanz erstrahlen lassen. Nähre dieses Wissen in deinem Herzen.»

Die Frau kam zu sich, lag in der Badewanne. Draussen hatte es heftig zu schneien angefangen. In ihren Händen hielt sie eine kleine blaue Kugel, welche sie an ihr Herz drückte, bevor sie aus der Wanne stieg und sich abtrocknete.

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